Vom Problem zum Schrott oder wie Immobilien verwahrlosen

Am Samstag, den 20.Februar, war es soweit. Die seit Jahren leerstehende Immobilie in der Zimmerstr. 34 geriet in den Fokus von Feuerwehr, Polizei und Stadtwerken. Was war geschehen? Nach dem Frost der letzten Wochen war es ein Boilerschaden, der das Haus unter Wasser setzte. Der Eigentümer war nicht zu erreichen, also musste die Haustür aufgebrochen und das Wasser abgestellt werden. Wie kann das passieren, fragt man sich als Nachbar*in auf dem Ölberg?

Seit Jahren ist das Haus unbewohnt. Der Eigentümer lässt das Haus verwahrlosen. Gerüchte besagen, dass er in Berlin mit Immobilien spekuliert.

Das ist mittlerweile keine Besonderheit mehr. Im Bereich der Nordstadt gibt es 19 Problem- oder Schrottimmobilien, also Immobilien, die langjährig leer stehen, und weitere mit deutlicher Unternutzung. Bei einem durchschnittlich anzusetzenden qm-Volumen kommt man auf mindestens 9.000 qm Wohnraum, der allein in der Elberfelder Nordstadt nicht zu nutzen ist. Das sind rund 100 Wohneinheiten.

Übertragen auf ganz Wuppertal sprechen wir von wahrscheinlich über 90 Immobilien [WZ vom 8.1.2021] und damit von über 45.000 qm Wohnraum. Das sind über 1.000 Wohneinheiten.
Man kann annehmen, dass damit für mindestens 1.500 Menschen Wohnraum fehlt. Auch in Wuppertal fehlt es an Wohnraum, warum sonst gibt es Pläne für 100 ha neue Bauflächen im Grünen auszuweisen.

Nun hat die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach schon im Dezember neue Regelungen in Bezug auf Problemimmobilien angekündigt. [WZ 10.12.2020]

Die Stadt Wuppertal müsste demnach eine Zweckentfremdungssatzung erlassen, um gegen Immobilieneigentümer*innen, die aus spekulativen Gründen Wohnungen oder ganze Häuser leer stehen lassen, vorgehen zu können. Länger als drei Monate darf man nämlich eine Wohnung nicht leer stehen lassen, sonst drohen Bußgelder und Zwangsenteignungen, wie bspw. in Hamburg oder Dortmund.

Bereits 2014 hat die Ölberg eG gemeinsam mit Baukultur NRW auf die Problematik hingewiesen. https://baukultur.nrw/artikel/von-schrottimmobilien-zu-moeglichkeitsraeumen-rueckblick/

Seither hat sich kaum etwas zum Besseren gewendet. Eine Schrottimmobilie fiel damals auf die Straße (Baumeisterstraße). Andere mussten für viel Geld aus dem Wuppertaler Haushalt abgerissen werden (Nützenberger Straße, Wittener Straße).

Wenn in Zukunft die Flächen- und Wohnungspolitik ein zentraler Baustein im Zukunftsprogramm #Fokus_Wuppertal sein soll, müssten jetzt die richtigen Weichen für den Umgang mit Problem- und Schrottimmobilien gestellt werden. Rat und Verwaltung der Stadt Wuppertal: bitte übernehmen Sie!