Es war Anfang 2017 als in der Gertrudenstraße gegenläufiger Radverkehr (also gegen die Einbahnstraße) erlaubt wurde. Dafür mussten sechs Stellplätze für Autos im Kurvenbereich an der Gertruden-Schule weichen, um eine Gefährdung der Radfahrenden auszuschließen. Es folgte ein Aufschrei von Bewohner*innen des Ölberg, einige Medien stiegen drauf ein. Dem gegenüber stand die Auffassung einiger Ölberger*innen, dass es doch richtig sei, dass dem Fahrradverkehr der Vorrang gegeben werde. Es muss doch möglich sein, ein paar Stellplätze wegzunehmen, um den zunehmenden Emissionen von Feinstäuben sowie den klimaschädlichen Treibhausgasen etwas entgegenzusetzen, war die Meinung einiger.
Bald setzten sich Mitglieder der „Unternehmer/innen für die Nordstadt“ und verschiedene Interessierte zusammen, um darüber nachzudenken, wie das gesellschaftliche und politische Klima im Quartier und in Wuppertal insgesamt für eine autofreie Mobilität zu verändern sei. – Die Geburtsstunde der Initiative „Mobiler Ölberg“! Die Initiator*innen waren sich schnell über das Selbstverständnis des Mobilen Ölbergs einig. Die Initiative solle im öffentlichen und politischen Raum intervenieren, Missstände thematisieren und sich für Lösungen einsetzen oder selber initiieren und durchführen. Der Film der Initiative erläutert anschaulich, was der „Mobile Ölberg“ will und wofür sich die Initiative einsetzt.
// Unsere allgemeinen Forderungen haben wir vom Bündnis Mobiles Wuppertal übernommen. Dieses Bündnis ist vom Mobilen Ölberg mitbegründet worden.
0 Wuppertal wird eine Stadt, in der Achtjährige und Achtzigjährige gerne und sicher unterwegs sind, sich aufhalten und sich begegnen. Menschen sind unser Maßstab.
1 Wege, die wir zu Fuß gehen, sind die Grundlage aller Mobilität. Wuppertal wird eine fußgängerfreundliche Stadt.
2 Das Fahrrad ist ein effizientes und alltagstaugliches Verkehrsmittel. Wuppertal macht das Fahrrad zum gleichberechtigten Verkehrsmittel.
3 Der ÖPNV verbindet alle Menschen. Wuppertal baut den ÖPNV zu einem attraktiven, nachhaltigen und leistungsfähigen Verkehrsmittel aus.
4 Im Umweltverbund sind Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV fließend miteinander verknüpft. Wuppertal priorisiert den Umweltverbund.
5 Die Stadt der Zukunft ist ein gesunder und lebenswerter Ort. Wuppertal fördert den Umstieg auf emissionsarme Mobilität.
6 Öffentliche Flächen sind Begegnungsräume und schaffen Lebensqualität. Wuppertal definiert den Straßenraum neu.
7 Gemeinsam genutzte Verkehrsmittel bieten Alternativen zum privaten Autoverkehr. Wuppertal fördert Sharing-Angebote für Autos und Fahrräder.
8 Eine Veränderung der Mobilität geschieht gemeinschaftlich. Die gesamte Stadtgesellschaft entwickelt neue Konzepte und setzt sie um.
9 Die Zukunft gestalten bedeutet auch, Fehler zu machen. Wuppertal ist mutig und erprobt neue Ideen.
Weitergehende konkrete Forderungen entwickeln sich in der Praxis des Mobilen Ölbergs.
// Unsere konkreten Forderungen
Freie Fahrt für die Linie 643
Wir setzen uns für ein verlässliches, komfortables und bezahlbares ÖPNV-Angebot ein.
Unser Quartiersbus der Linie 643 ist für die Erreichbarkeit des Ölbergs von enormer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Bewohnerinnen des Lutherstifts, aber auch für andere mobilitätseingeschränkte Ölbergerinnen. Sie ist zudem eine wichtige Verbindung zum Hauptbahnhof und stellt eine Alternative zum eigenen Auto dar. Daher setzen wir uns für:
• einen pünktlichen und zuverlässigen Betrieb und
• eine enge Taktung der Linie bis in die Abendstunden ein.
Elterntaxis müssen weg
Wir wollen Rahmenbedingungen schaffen, damit Kinder wieder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zur Schule kommen.
Elterntaxis sind in vielen Quartieren ein Problem, so auch bei uns auf dem Ölberg. Tag für Tag schlängeln sich bis zu 150 Elterntaxis, zum Leitwesen der Anwohner*innen, über den Ölberg, um ihre Kinder zum St. Anna Gymnasium zu bringen.
Bereits im September 2017 haben wir mit einer kleinen Demo unter dem Motto „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“ auf dieses Problem hingewiesen und haben Helikopter an die „Helikoptereltern“ verteilt. Wir sind seither mit der Schulleitung im Austausch.
Aus dieser Aktion hat sich u.a. ein Filmprojekt im Rahmen des Projektes „Autofasten Wuppertal“ entwickelt. Folgende Filme sind gemeinsam mit den Schüler*innen des St. Anna-Gymnasiums entstanden.
Autofasten_Schnell-zu-langsam
Autofasten_Alternativen
Autofasten_Blume
Autofasten_Fussball
Weitere Links:
Wuppertaler Rundschau 22.09.2017
Westdeutsche Zeitung 13.08.2018
parkRAUM.bewegen
Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Straßen wieder zu lebendigen Begegnungsorten werden
Der Ölberg besitzt außer dem Schusterplatz keine größeren und zusammenhängenden Aufenthalts- und Erholungsflächen. Umso wichtiger ist es unserer Meinung nach, den öffentlichen (Straßen-)Raum so zu gestalten, dass er eine hohe Aufenthaltsqualität bietet und ein soziales Miteinander ermöglicht. Bislang wird dieser Raum jedoch vorwiegend als kostenloser Parkraum für rund 1.700 Kfz genutzt. Diese Nutzung ist nicht nur unsolidarisch, sondern wird dem Wert dieser Flächen auch nicht gerecht. Wir setzen uns daher dafür ein, den öffentlichen Raum für alle Ölberger*innen nutzbar zu machen – sei es als Parkraum, Hochbeet, Urban Gardening Parklet oder als Bobby-Car-Strecke.
Hierfür haben wir 2019 beim Bürgerbudget parkRAUM.bewegen einen entsprechenden Antrag gestellt und werden uns auch im Forschungsprojekt MoMo-Stadt (siehe unten) intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen.
// Unsere Projekte und Erfolge
Mobilstationen und Fahrradgaragen
Wir setzen uns für eine multimodale Mobilität ein (Nutzung verschiedener Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege), um den Menschen Mobilitätsangebote jenseits des eigenen PKW an die Hand geben zu können.
Was vor einigen Jahren als Idee entstand, ist heute Realität: Mobilstationen in Wuppertal! Die erste wurde am Schusterplatz errichtet und am 17.09.2019 im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche eingeweiht. Sie besteht aus einer Fahrradgarage für 12 Fahrräder oder Pedelecs, einer weiteren Cambio Car-Sharing-Station, 6 Fahrradbügeln und zwei Taxi-Stellplätzen und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Linie 643 der WSW.
Eine weitere kleine Station folgte im Jahr 2022 in der Dorotheenstraße. Dort stehen heute ebenfalls eine Fahrradgarage für 12 Fahrräder, vier Abstellbügel sowie zwei Car-Sharing-Plätze.
Aktuell sind zwei weitere Mobilstationen in der Planung: in der Richard-Wagner-Straße/Mozartstraße (Briller Viertel) sowie in der Wiesenstraße auf dem Parkplatz neben dem ehemaligen Wirtschaftswunder (Mirker Quartier). Letztere sieht laut aktueller Planung noch im Jahr 2022 die Entstehung einer Fahrradgarage, dreier Cambio Car-Sharing-Plätze, Fahrradbügel sowie grüner Stadtmöbel vor (nähere Informationen zum Projekt weiter unten und unter www.mobilstationen-im-quartier.de). Die Mobilstation im Briller Viertel wird voraussichtlich ebenfalls eine Fahrradgarage, zwei Cambio-Car-Sharing-Plätze und zwei Fahrradbügel enthalten.
Die Mobilstationen sind für uns tolle Gemeinschaftsprojekte, bei denen uns die Bezirksvertretungen und die Stadt Wuppertal politisch, finanziell als auch planerisch unterstützen.
Weitere Infos zur Fahrradgarage findet ihr hier.
Die Arbeit und die Initiativen des Mobilen Ölbergs wie auch die Planung und die Eröffnung der Mobilstation und der Fahrradgarage am Schusterplatz sind auf unserem Video zur Eröffnung der Mobilstation schön dokumentiert. Schaut doch mal rein.
Weitere Links:
Presseamt Stadt Wuppertal, 18.09.2019
Westdeutsche Zeitung, 28.08.2019
Westdeutsche Zeitung, 31.01.2020
Projekt „Mobilstationen im Quartier (MiQ)“
Das Projekt „Mobilstationen im Quartier“ (MiQ) startete im November 2021.
Bis zum Projektabschluss im März 2023 soll zum einen eine weitere Mobilstation nach dem bereits existierenden Vorbild am Schusterplatz in der Elberfelder Nordstadt in Wuppertal entstehen. Zum anderen wird ein Konzept erarbeitet, wie dort ein Quartiers-Hub funktionieren kann.
Zu Beginn hat eine erste Quartierskonferenz die Bürger:innen über das Projekt informiert und Wünsche für das Quartier abgefragt. Außerdem wurde in dieser ersten Konferenz über mögliche Standorte der Mobilstation diskutiert. Letztendlich fiel die Entscheidung für den Standort Wiesenstraße neben dem ehemaligen Wirtschaftswunder. In einer Nachbarschaftswerkstatt wurden mit Anwohner*innen, die an der Nutzung interessiert sind, konkretere Umsetzungs- und Beteiligungsmöglichkeiten besprochen. Im Laufe des Jahres 2022 soll die neue Mobilstation fertiggestellt werden.
Im Projekt „Mobilstationen im Quartier“ wird die Nutzung der Mobilstation wissenschaftlich begleitet, untersucht und bewertet.
Parallel zur Realisierung der Mobilstation wird ein Konzept erarbeitet, mit welchen Funktionen sie sinnvoll erweitert werden kann. Nach dem Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“ könnten zum Beispiel Paketstationen dazukommen. Und kleine Lebensmittelangebote oder Möglichkeiten für Rad-Reparaturen oder oder oder…
Zunächst werden Projekte gesucht, die sich bereits mit dem Thema Quartiers-Hubs befasst haben und beispielgebend sein können. Dann muss herausgefunden werden, wer solche Zusatzfunktionen betreiben kann, z.B. Paketdienstleister oder Regio_mat-Besitzer*innen.
Ziel ist es, eine Quartiers-Hub-Typologie mit möglichen Betreibermodellen zu definieren, die unterschiedliche Konstellationen von Angeboten und Betreiber:innen abdeckt. Hierzu sollen verschiedene Workshops stattfinden.
Zum Ende des Projekts können konkrete Handlungsempfehlung für Mobilstationen und Quartiers-Hubs in der Elberfelder Nordstadt abgeleitet werden. Darüber hinaus soll der Wissenstransfer aus dem Projekt auch anderen Orten zugutekommen. Die Quartiers-Hub-Typologie kann somit als Blaupause für weitere Quartiere und Städte dienen.
weitere Infos: www.mobilstationen-im-quartier.de
Behinderungen in der Reitbahnstraße für die Linie 643 gehören der Vergangenheit an
Zusammen mit der BV Elberfeld ist es uns z.B. gelungen, das Falschparken in der Reitbahnstraße als eine zentrale Ursache für Verspätungen der 643 zu identifizieren und durch ein Halteverbot zu verhindern. Heute bleibt die Linie 643 nicht mehr so oft an falsch parkenden Autos „hängen“.
Weitere Links:
Westdeutsche Zeitung, 25.09.2018
Wuppertaler Rundschau, 13.10.2018
Projekt „Mobiler Modellstadtteil Nordstadt (MoMoStadt)„
Zusammen mit Forschungspartnern wollten wir 2019/20 Wege für eine nachhaltige Mobilität im BMBF-Forschungsprojekt MoMoStadt entwickeln und erproben: „Mobiler Modellstadtteil Nordstadt in Wuppertal-Elberfeld: Urbane Verkehrswende endogen und bürgerschaftlich entwickeln und experimentell erproben
In dem Projektvorhaben stellten wir die Frage: Wie sieht die Mobilität der Zukunft in unser Nordstadt aus?
In 4 Bausteinen wollten wir uns zusammen mit der WSW Mobil, der Bergischen Universität Wuppertal und dem Wuppertal Institut und der Stadt Wuppertal in dem Forschungsprojekt dieser Frage widmen.
Wir wollten mit dem Nordstadtticket ein neues Ticketsystem erproben und die WSW wird mit den „On-Demand-Verkehr“ eine Alternative zum klassischen Busverkehr testen. Zudem wollten wir nach dem Erfolg der Mobilstation am Schusterplatz weitere Mobilstationen in der Nordstadt errichten. Schließlich setzten wir uns dafür ein, dass der Straßenraum neu verteilt wird und allen Verkehrsteilnehmer*innen und Bewohner*innen der Nordstadt gleichermaßen zur Verfügung steht. All diese Maßnahmen wollten wir mit Quartierswerkstätten begleiten, damit möglichst viele Bewohner*innen die Projekte aktiv mitgestalten können. Leider waren wir mit unserer Projektvorstellung in diesem Wettbewerb des BMBF nicht erfolgreich. Die Fragestellungen sind aber geblieben. Wie können wir eine Verkehrswende realisieren und auch damit den Klimawandel stoppen?
Aktuelle Infos zum Thema Verkehrswende und dem Mobilen Ölberg findet ihr auch auf unserem Facebook-Account.