Die Marienstr.81 keine Problemimmobilie?

Am 02.10.21 ist in der WZ zu lesen, dass die Stadt Wuppertal die Marienstr. 81, die seit Jahren verwahrlost, nicht als Problemimmobilie definiert hat und nicht in der Liste der Problem- und Schrottimmobilien auflistet. Da reiben sich die Nachbar:innen verwundert die Augen.
WZ: Wuppertaler Denkmal muss dringend saniert werden.

Wir nehmen mal die Definition zur Hand, die vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erarbeitet wurde, die verschiedene Facetten der Problemlagen von Immobilien erfasst: „Eine Problemimmobilie ist eine nicht angemessen genutzte und / oder bauliche Missstände (Verwahrlosung) aufweisende Liegenschaft, die negative Ausstrahlungseffekte auf ihr Umfeld verursachen kann und die
– eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt oder
– den geltenden Vorschriften zu Umgang, Nutzung und Bewirtschaftung nicht entspricht oder
– städtebaulichen Entwicklungszielen bzw. wohnungspolitischen Zielsetzungen nicht entspricht.“
(Leitfaden „Umgang mit Problemimmobilien in Nordrhein-Westfalen“
Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen; https://www.mhkbg.nrw/broschueren)
Von einer Problemimmobilie kann also, vereinfacht gesagt, gesprochen werden, wenn eines der beiden Merkmale „bauliche Verwahrlosung“ und „nicht angemessene Nutzung“ so stark ausgeprägt ist, dass eine Intervention erforderlich ist bzw. geboten erscheint.

Demnach ist die Marienstraße 81 doch eine ziemliche Problemimmobilie. Sie steht seit mehr als 15 Jahren leer und damit verbunden ist eine stetige Verwahrlosung der Bausubstanz.
Was bedeutet das für das Quartier, den Ölberg? Problemimmobilien können eine durchaus negative Schlüsselrolle hinsichtlich der Weiterentwicklung des gesamten Quartiers einnehmen. Das ist zum Beispiel das unattraktive städtebauliche Erscheinungsbild, das durch „trading down-Effekte“ die Nachbarschaft mit sich in einen Niedergang ziehen kann. Daneben drohen zudem auch Verluste architektonischer, denkmalgeschützter Qualitäten.
Bestehende Wohnungen werden nicht nutzbar gemacht und das trotz fehlendem, bezahlbaren Wohnraums. Für die OB-Wahlen 2020 hatte das Forum:Mirke eine Zahl von 17 Immobilien für die gesamte Nordstadt recherchiert. Bei einem durchschnittlich anzusetzenden qm-Volumen kommt man auf mindestens 7.000 qm Wohnraum, der allein in der Nordstadt nicht zu nutzen ist. Das sind rund 100 Wohneinheiten.

Wenn die Stadt lang genug beobachtet hat und die Häuser so desolat geworden sind, dass sie abgerissen werden müssen, entstehen hohe Kosten:

Baumeisterstraße: „Geschätzte 70.000 Euro kostet es, die besitzerlose Schrottimmobilie aus dem Stadtbild zu entfernen.“ (Quelle Stadt Wuppertal)

Nützenbergerstraße:Auf den Kosten im sechsstelligen Bereich wird die Stadt, wie bei diversen anderen Schrott-Immobilien, wohl sitzen bleiben. Die ehemaligen Eigentümergesellschaften der Immobilie waren insolvent und existieren nicht mehr. Auf dem Grundstück liegen Schulden, die seinen Wert übersteigen. Eine Neubebauung wird schwierig“. (Quelle Stadt Wuppertal)

Bandstraße: „Die vorbereitenden Arbeiten für den Abbruch beginnen am 23. März 2013. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 67.500 Euro.“ (Quelle Stadt Wuppertal)

Damals sagte der Baudezernent Frank Meyer auch noch dies: „Nötigenfalls wenden wir auch Zwangsmittel an, denn es ist im höchsten Maße ärgerlich, wenn die Stadt mit Geld, das sie eigentlich nicht hat, die Versäumnisse privater Eigentümer ausbügeln muss.“ (Quelle Stadt Wuppertal)

In dem WZ-Artikel lesen wir dazu etwas anderes – die Stadt habe nur wenig bis keine Handhabe, wenn ein Gebäude vernachlässigt wird. Stimmt nicht, behaupten die Nachbar:innen frech und präsentieren eine Darstellung der hoheitlichen Instrumente aus dem Leitfaden „Umgang mit Problemimmobilien in Nordrhein-Westfalen“ des Bauministeriums, die den Kommunen zur Verfügung stehen.

Hoheitliche Instrumente im Überblick

Quelle“ Leitfaden „Umgang mit Problemimmobilien in Nordrhein-Westfalen“ S. 12 (Auf diese Broschüre beziehen sich auch die Seitenzahlen.) Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen https://www.mhkbg.nrw/broschueren

Seit vielen Jahren schon wird der Umgang mit Problemimmobilien in Wuppertal diskutiert und der Geduldsfaden der Ölberger und Ölbergerinnen wird immer dünner. Sie möchten jetzt über Lösungen sprechen und sehen, dass die Stadt aktiv wird und sich anstrengt, welche zu finden. Vom Beobachten wird rein gar nichts besser, Handeln ist das Gebot der Stunde.