Anlässlich der Aktion PLATZMACHERINNEN lud die Initiative Mobiler Ölberg am 29. Juli zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Straßen als gemeinsamer Raum für alle – Erfahrungen und Impressionen aus NRW und Wien“ ein. Ziel war es, aufzuzeigen, welche Chancen sich ergeben, wenn bisher als Parkraum genutzte Flächen im Quartier neu gedacht und umgestaltet werden.
Als Gast war Dr. Steven März vom Wuppertal Institut eingeladen. Er forscht im Bereich Stadtwandel, insbesondere zu nachhaltigem Bauen, Wohnen und klimaangepassten Stadträumen. In seinem Vortrag berichtete er aus zwei Perspektiven:
Zum einen stellte er das Projekt „Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbarschaften (LesSON)“ vor, das er in Gelsenkirchen und Dortmund geleitet hat. Zum anderen gab er Einblicke in seine Zeit als Gastforscher bei der Wiener future.lab Innovationswerkstatt, wo er als „Innovator in Residence“ tätig war.
Impulse aus Gelsenkirchen, Dortmund und Wien
Steven März zeigte, wie sogenannte Reallabore – also temporäre Versuchsflächen im Stadtraum – dazu beitragen können, Verkehrs- und Stadträume neu zu gestalten. Solche Veränderungen erfordern jedoch gezielte Kommunikation sowie Fortbildungen für Mitarbeitende in kommunalen Verwaltungen.
Im zweiten Teil des Vortrags richtete sich der Blick nach Wien, wo der Stadtumbau deutlich systematischer erfolgt. Bereits 2010 wurde dort die Mobilitätsagentur Wien gegründet – mit über 20 Mitarbeitenden und dem klaren Ziel, den Anteil des Fuß- und Radverkehrs deutlich zu steigern. Seitdem hat Wien massiv in neue Rad- und Gehwege investiert und mit umfassender Öffentlichkeitsarbeit die Akzeptanz für eine Mobilitätswende erhöht. https://wienwirdwow.at/raus-aus-dem-asphalt/
Herzstück dieser Entwicklung ist ein leistungsfähiger, gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr. Inzwischen wurden viele bestehende Straßen zu lebenswerten Stadträumen umgebaut, und neue Quartiere werden konsequent auf den Umweltverbund aus ÖPNV, Sharing-Angeboten, Rad- und Fußwegen ausgerichtet.
Diskussion: Was ist möglich auf dem Ölberg?
Die anschließende Diskussion war lebhaft und kreiste vor allem um die Frage: Könnte auch auf dem Ölberg noch mehr Parkraum umgewandelt werden?
Eine Stimme warnte, der Ölberg habe bereits einen erheblichen Anteil seiner Parkplätze verloren. Andere wiesen auf konkrete Engpässe bezüglich der Parkmöglichkeiten hin – etwa in der Schusterstraße oder Marienstraße – und betonten, dass berufliche und gesundheitliche Bedürfnisse der Anwohner:innen berücksichtigt werden müssten.
Gleichzeitig wurde mehrfach betont, wie positiv sich die Aktion PLATZMACHERINNEN ausgewirkt habe: Eine Teilnehmerin schilderte, dass der Otto-Böhne-Platz für sie spürbar an Angstbesetzung verloren habe – sie traue sich nun wieder, dort zu verweilen. Das zeigt, wie wichtig es ist, jenseits pauschaler Fronten nach gemeinsamen Anliegen zu suchen: etwa mehr Grün im Quartier, sichere Wege für Kinder oder eine gute Erreichbarkeit für Rettungsfahrzeuge und den ÖPNV. Diese Themen sind in der Diskussion kaum umstritten.
Auch Steven März unterstrich dies noch einmal: Umfragen zeigten klar, dass „lebenswerte Straßen“ von einer Mehrheit der Bevölkerung gewünscht werden.
Fazit: Der Wandel ist notwendig – und möglich
Zum Schluss betonte Steven März, dass eine grundlegende Veränderung des urbanen Raums unumgänglich sei – vor allem mit Blick auf den Klimawandel. Eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs sei unvermeidlich, wenn wir den CO₂-Ausstoß verringern und unsere Städte zukunftsfähig gestalten wollen.
Es gehe darum, achtsamer mit unserem direkten Lebensumfeld umzugehen – und es für alle lebenswerter zu machen.
Galerie mit Fotos und Grafiken aus den Projekten in Dortmund und Gelsenkirchen [©MUST Städtebau GmbH} sowie Impressionen aus Wien [©Dr. Steven März]











