In diesem Jahr wird die Schallplatte 130 Jahre alt. Großartig, dass sich die mit der Erfindung der CD fast schon totgeglaubte Technik bis heute erhalten hat. Großartig auch, weil die Marienstraße genau deshalb um einen tollen Treffpunkt reicher ist: Im Oktober letzten Jahres hat sich Stefan Müller in der Hausnummer 35 mit seinem kleinen, aber feinen Plattenladen „Strangeville Records“ einen Jugendtraum erfüllt.
(Foto: Oliver Heise)
Stefan Müller ist 51 Jahre alt, Vater von zwei Kindern, hat lange als Krankenpfleger gearbeitet und war in den letzten Jahren als selbständiger Berater im Gesundheitswesen unterwegs. Mit Musik beschäftigt er sich, seit er jung ist, sammelte Schallplatten, was das Zeug hält, so dass er inzwischen eine stattliche Sammlung von rund 1.500 Platten vorzeigen kann. „Ich habe Scheiben, die gehören zu meinem Leben, von denen weiß ich genau, in welcher Lebenslage ich sie gekauft und gehört habe. Die werde ich mein ganzes Leben lang überall mit hinschleppen, selbst wenn ich sie nie wieder hören werde“, erzählt er. Die Erfüllung seines Traumes von einem eigenen Plattenladen war zeitlich und finanziell erst jetzt möglich. Umso schöner, dass er sich diesen Wunsch auf dem Ölberg erfüllt hat, wo er, so sagt er, Menschen treffen werde, die seine Leidenschaft teilen.
Im Sortiment von Strangeville Records finden Kunden Interessantes aus den Bereichen Alternative, Indie, Rock, Northern Soul und Blues. „Aber ich bin nicht festgelegt. Bestellen kann ich meinen Kunden alles, was sie wollen. Und wenn ich merke, dass die Leute sich mehr Reggae oder Ska wünschen, würde ich mein Sortiment dahingehend natürlich erweitern.“
Stefan Müller passt gut auf den Wuppertaler Ölberg, wo in den letzten drei Jahren Designer, Handwerker und Künstler ihre Manufakturen und Ateliers eröffnet haben und von Qualität, Handwerk und Entschleunigung sprechen, wenn sie begründen, warum sie mit ihren Läden raus aus der Stadt hoch auf den Berg gezogen sind. „Es gibt zwei Orte, an denen mein Laden funktionieren würde, das ist hier oben und unten im Luisenviertel“, erklärt Stefan Müller. Für den Ölberg hat er sich entschieden, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis besser war und er die erstaunliche Entwicklung der Infrastruktur hier oben beobachtet hat. „Hier ziehen alle zusammen daran, Kunden auf den Berg zu kriegen. Das ist klasse. Und ja, auch Vinyl hat für mich etwas mit Entschleunigung zu tun“, sagt er. „Wenn man Platte hören will, ist man gezwungen, sich bewusst Zeit zu nehmen.“
Die Schallplatte hat in den letzten zehn Jahren einen erstaunlichen Aufschwung erlebt. Vinyl ist zwar immernoch eine Nische, aber dass die Nachfrage in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiter steigen wird, davon ist Stefan Müller genau wie andere Fachhändler überzeugt.
Man vertut sich, wenn man denkt, nur Nostalgiker kämen heute in die Plattenläden und stöberten nach längst vergessenen Geheimtipps. „Zu mir kommen unheimlich viele junge Leute, 18-,19-Jährige, die ganz spezielle Scheiben kaufen oder verschenken wollen.“ Vielleicht hat es etwas mit einem neuen Lifestyle zu tun, der Haptik, eben jener Entschleunigung, die einen Kontrapunkt setzen soll zur schnelllebigen, hochtechnisierten Zeit, der auch Teenager inzwischen entfliehen wollen. Dabei sind Schallplatten mit um die 20 Euro das Stück nicht gerade billig, Musik streamen oder aus dem Internet runterladen jedenfalls ist wesentlich günstiger. Es gibt sogar Nachpressungen, die noch viel teurer sind, da kostet eine Schallplatte gar 40, 50 oder sogar 60 Euro. Und dass das nicht unbedingt immer qualitativ hochwertig gepresste Musik ist, weiß auch Stefan Müller: „Man erlebt das immer wieder, dass sogar extrem teure Scheiben minderwertig produziert sind.“ Die Nachpressungen überschwemmen derzeit den Schallplattenmarkt, es gibt sie in Fachgeschäften genauso zu kaufen, wie in bekannten Medien-Märkten und großen Kaufhäusern. „Aber das genau wollen meine Kunden nicht“, ist sich Stefan Müller sicher. „Zu mir kommen Leute, die sich unterhalten wollen, die Zeit mitbringen und denen ich das bestelle, was es vielleicht gar nicht mehr im Handel gibt.“ Richtig toll sei es, so der Ladenbesitzer, wenn mehrere Leute zusammen im Laden seien und anfingen, sich über Musik zu unterhalten. „Dann wird es interessant“, schwärmt er, „weil dann passiert das, was ich hier haben will: gute Schallplatten, Austausch mit Leuten, eine tolle Atmosphäre.“
In diesem Jahr wird die Schallplatte 130 Jahre alt. Großartig, dass sich die mit der Erfindung der CD fast schon totgeglaubte Technik bis heute erhalten hat. Großartig auch, weil die Marienstraße genau deshalb um einen tollen Treffpunkt reicher ist: Im Oktober letzten Jahres hat sich Stefan Müller in der Hausnummer 35 mit seinem kleinen, aber feinen Plattenladen „Strangeville Records“ einen Jugendtraum erfüllt.
(Foto: Oliver Heise)
Stefan Müller ist 51 Jahre alt, Vater von zwei Kindern, hat lange als Krankenpfleger gearbeitet und war in den letzten Jahren als selbständiger Berater im Gesundheitswesen unterwegs. Mit Musik beschäftigt er sich, seit er jung ist, sammelte Schallplatten, was das Zeug hält, so dass er inzwischen eine stattliche Sammlung von rund 1.500 Platten vorzeigen kann. „Ich habe Scheiben, die gehören zu meinem Leben, von denen weiß ich genau, in welcher Lebenslage ich sie gekauft und gehört habe. Die werde ich mein ganzes Leben lang überall mit hinschleppen, selbst wenn ich sie nie wieder hören werde“, erzählt er. Die Erfüllung seines Traumes von einem eigenen Plattenladen war zeitlich und finanziell erst jetzt möglich. Umso schöner, dass er sich diesen Wunsch auf dem Ölberg erfüllt hat, wo er, so sagt er, Menschen treffen werde, die seine Leidenschaft teilen.
Im Sortiment von Strangeville Records finden Kunden Interessantes aus den Bereichen Alternative, Indie, Rock, Northern Soul und Blues. „Aber ich bin nicht festgelegt. Bestellen kann ich meinen Kunden alles, was sie wollen. Und wenn ich merke, dass die Leute sich mehr Reggae oder Ska wünschen, würde ich mein Sortiment dahingehend natürlich erweitern.“
Stefan Müller passt gut auf den Wuppertaler Ölberg, wo in den letzten drei Jahren Designer, Handwerker und Künstler ihre Manufakturen und Ateliers eröffnet haben und von Qualität, Handwerk und Entschleunigung sprechen, wenn sie begründen, warum sie mit ihren Läden raus aus der Stadt hoch auf den Berg gezogen sind. „Es gibt zwei Orte, an denen mein Laden funktionieren würde, das ist hier oben und unten im Luisenviertel“, erklärt Stefan Müller. Für den Ölberg hat er sich entschieden, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis besser war und er die erstaunliche Entwicklung der Infrastruktur hier oben beobachtet hat. „Hier ziehen alle zusammen daran, Kunden auf den Berg zu kriegen. Das ist klasse. Und ja, auch Vinyl hat für mich etwas mit Entschleunigung zu tun“, sagt er. „Wenn man Platte hören will, ist man gezwungen, sich bewusst Zeit zu nehmen.“
Die Schallplatte hat in den letzten zehn Jahren einen erstaunlichen Aufschwung erlebt. Vinyl ist zwar immernoch eine Nische, aber dass die Nachfrage in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiter steigen wird, davon ist Stefan Müller genau wie andere Fachhändler überzeugt.
Man vertut sich, wenn man denkt, nur Nostalgiker kämen heute in die Plattenläden und stöberten nach längst vergessenen Geheimtipps. „Zu mir kommen unheimlich viele junge Leute, 18-,19-Jährige, die ganz spezielle Scheiben kaufen oder verschenken wollen.“ Vielleicht hat es etwas mit einem neuen Lifestyle zu tun, der Haptik, eben jener Entschleunigung, die einen Kontrapunkt setzen soll zur schnelllebigen, hochtechnisierten Zeit, der auch Teenager inzwischen entfliehen wollen. Dabei sind Schallplatten mit um die 20 Euro das Stück nicht gerade billig, Musik streamen oder aus dem Internet runterladen jedenfalls ist wesentlich günstiger. Es gibt sogar Nachpressungen, die noch viel teurer sind, da kostet eine Schallplatte gar 40, 50 oder sogar 60 Euro. Und dass das nicht unbedingt immer qualitativ hochwertig gepresste Musik ist, weiß auch Stefan Müller: „Man erlebt das immer wieder, dass sogar extrem teure Scheiben minderwertig produziert sind.“ Die Nachpressungen überschwemmen derzeit den Schallplattenmarkt, es gibt sie in Fachgeschäften genauso zu kaufen, wie in bekannten Medien-Märkten und großen Kaufhäusern. „Aber das genau wollen meine Kunden nicht“, ist sich Stefan Müller sicher. „Zu mir kommen Leute, die sich unterhalten wollen, die Zeit mitbringen und denen ich das bestelle, was es vielleicht gar nicht mehr im Handel gibt.“ Richtig toll sei es, so der Ladenbesitzer, wenn mehrere Leute zusammen im Laden seien und anfingen, sich über Musik zu unterhalten. „Dann wird es interessant“, schwärmt er, „weil dann passiert das, was ich hier haben will: gute Schallplatten, Austausch mit Leuten, eine tolle Atmosphäre.“
Jennifer Abels