Das Ölbergfest – 20 Jahre Quartiersentwicklung

Kaum zu glauben, aber das Ölbergfest wird „20“. Nein, dieses Jahr findet nicht das 20. Ölbergfest statt. Sondern? Vor genau 20 Jahren, am 30. April 2005 fand das erste große Ölbergfest statt.

Viele werden sich erinnern, manche sind erst später auf den Ölberg gezogen, viele waren auch noch gar nicht geboren. Deshalb die kleine Erinnerung, wie es zum Ölbergfest kam.

Die Entstehung

Von 2002 bis 2004 waren die Ölberger:innen doch arg geschreddert. Drei Jahre lang wurde in der Marienstraße ein neuer Kanal gebaut. Wichtig ja, aber verbunden mit viel Lärm, Schmutz, schwierigen Verkehrsbedingungen. Besonders die Geschäfte litten erheblich unter den Einschränkungen.

Die Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V., die sich zwei Jahre vorher gegründet hatten, um die Entwicklung des Quartiers voranzutreiben, hatten die Idee, die Marienstraße bei einem Festakt den Bewohnerinnen und Bewohnern „zurückzugeben“.

Doch niemand war damals bereit, die Organisation zu übernehmen. Die Wuppertaler Stadtwerke und die Stadt Wuppertal sahen darin keine Aufgabe für sich. Es wurde klar, dass die Ölberger:innen das selbst in die Hand nehmen mussten.

Im Konzept für ein „Öllampenfest“, so war damals der Arbeitsbegriff, schrieben wir dazu: „In der Nordstadt sind viele Vereine und Gruppen zuhause, die den Erhalt und die Stärkung der kulturellen und ökonomischen Potenziale des Quartiers aus eigenem Antrieb verfolgen, weil sie sich klar darüber sind, welche Bedeutung ihr Quartier für sie hat. Es ist ihr Lebenszentrum.“ Wir betonten die Bedeutung einer lebendigen, lokalen Kultur der Vielfalt und das Engagement der Bewohnenden. Gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Verbindungen schwächer werden, gewinnen Begriffe wie Nachbarschaft und Zuhause an Bedeutung. Wer würde heute anderes behaupten?

Damit waren einige -auch theoretische-Grundlagen gelegt, um das „Bergleuchten“ zu inszenieren. Für eine Zukunftsfähigkeit der Stadt Wuppertal orientierten wir uns an dem „Dreiklang von Kunst – Leben – Stadt“. Ziel war es, bei einem gemeinsamen Fest verschiedenste Momente zu schaffen: Gemeinsam feiern, gemeinsam Singen, diverse Kunstaktionen, Bewirtung durch die Nachbar:innen, ein eigener Bereich für Kinder, Einbezug aller Vereine und Organisationen im Quartier und vor allem die eintägige Sperrung der Marienstraße, der Lebensader des Ölbergs, um sie wirklich zur „Lebensader“ zu machen, weg von einem Parkareal.

Die Durchführung

Geplant und letztlich durchgeführt wurde das Fest von der Hochstraße bis zur Ottenbrucher Straße, in Hinterhöfen der Nachbar:innen, in den Schulen und im Lutherstift, auf dem Schusterplatz und dem Otto-Böhne-Platz.

Aus dem ursprünglichen „Öllampenfest“ wurde letztlich das „Ölbergfest“, und es kamen zigtausende Menschen. Schätzungen zufolge waren etwa 30.000 Nachbar:innen, Freunde und Verwandte bei schönstem Frühlingswetter dabei, um das erste große Fest in Wuppertal mit einer lebendigen, kulturellen Vielfalt zu erleben.

Wirklich jede und jeder hatte für das Fest etwas vorbereitet. Das Programm liest sich noch heute wie ein Potpourri einer funktionierenden Quartiersgesellschaft: von der Fotoausstellung über Lesungen, zwei großen Bühnen, Sofas und Kaffeetafeln auf der Straße; über Lichtinszenierungen, Straßenmusik und der Kunstauktion zu den „Scharfen Roten Chilischoten“ und der „Bergpredigt auf dem Klettergerüst“. Alles war erlaubt. Um 20 Uhr gab es nichts mehr zu essen, ab 21 Uhr gingen die ersten, um bei Tankstellen weitere Getränke zu ergattern. Zwischendurch gegen 19 Uhr stimmte dann die gesamte Festgemeinde das „Ölberger Lied“ an. Wer dabei an die Capri-Fischer erinnert wurde, lag nicht falsch.

… und danach?

Letztlich war das Fest ein Erfolg aller, die dazu beigetragen haben, jede und jeder auf ihre und seine Art. Die einen, die Stände auf der Straße organisiert haben, die anderen, indem sie mit ihren Organisationen und Geschäften mitgemacht haben.

Hervorzuheben ist dabei, dass viele Menschen an den vielen Vorbereitungstreffen im Frühjahr 2005 teilgenommen haben und in die Organisation eingebunden waren. Damit waren ganz viele Menschen Teil des Erfolgs.

Schließlich waren viele der Meinung, dass man das Fest wiederholen müsse. In 2006 wurde das Ölbergfest mit einem ähnlichen Erfolg erneut durchgeführt. Seitdem ist es zu einer Institution geworden. Alle zwei Jahre, zuletzt in 2024, kommen dann wieder alle „nach Hause“ und feiern gemeinsam, auf Straßen, Hinterhöfen, Plätzen und eignen sich den öffentlichen Raum an.

Ein paar Eindrücke vom Ölbergfest

Foto 1 Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, musste anerkennen, dass Berlin nicht der Nabel ist, Anke Spiess

Foto 2 Ölberg-T-Shirts und -Jacken waren der Schlager, Anke Spiess

Foto 3 Abendstimmung, Jörg Lange

Foto 4 Feiern im Gründerzeitviertel, Jörg Lange

Foto 5 Das Foto des Ölbergfestes, Jörg Lange

Die Medien berichteten überschwänglich